Elektriker an Sicherungskasten

RCD / FI-Schutzschalter hat ausgelöst – Was tun?

In diesem Beitrag möchte ich die Frage behandeln, was zu tun ist wenn ein Fehlerstromschutzschalter ausgelöst hat. Meist ist das Problem schnell gelöst, man drückt den RCD wieder rein und alles ist gut – hier gibt es auch meist keinen Grund weiter nachzuforschen. Oft ist es ein altes Gerät oder mehrere Geräte mit erhöhtem Ableitstrom. Was tun wenn der RCD beim Einschalten aber weiterhin auslöst erfährst du hier.

Wie funktioniert ein RCD (Fehlerstromschutzschalter)?

Vorab klären wir kurz die Frage wie ein RCD überhaupt funktioniert. Hier nur als ganz einfache Erklärung. Einen Stromkreis kann man sich so vorstellen: Über den Außenleiter (Phase) fließt Strom zu einem Betriebsmittel (z.B. Lampe), wird dort umgewandelt (zum Beispiel in Licht und Wärme) und fließt über den Neutralleiter (Null) wieder zurück. Im Außen- und Neutralleiter fließt also immer der gleiche Strom (was hin fließt fließt auch zurück). Liegt nun ein Fehler in einem Gerät vor (z.B. ein Kontakt zum Gehäuse – Erdschluss) kann es vorkommen, dass Strom über das Gehäuse gegen Erde oder noch schlimmer durch einen Menschen abfließt. Das passiert zum Beispiel bei einem Stromschlag.

Hier kommt nun der RCD ins Spiel. Er misst den eingehenden und ausgehenden Strom im Summenstromwandler (Außen- und Neutralleiter). Da der Strom im Außen- und Neutralleiter jeweils entgegengesetzte Vorzeichen haben, muss die Summe im fehlerfreien Zustand Null ergeben. Stellt der Fehlerstromschutzschalter aber eine Differenz zwischen hin- und rückfließendem Strom fest, dann löst der RCD aus und trennt den Stromkreis vom Netz. Damit wird die Einwirkzeit eines gefährlichen Körperstroms auf den Menschen auf ein ungefährliches Maß reduziert. Der RCD muss dabei spästens bei seinem Nennstrom (z.b. 30mA) frühstens jedoch bei 50% dieses Nennstroms auslösen.

RCD löst aus und lässt sich nicht mehr einschalten

Ist das der Fall gehen wir wie folgt vor. Zuerst prüfen wir, was an diesem RCD angeschlossen ist. Ist es zum Beispiel nur ein zwei Poliger RCD fürs Badezimmer ist die Sache einfach – der Fehler muss im Bad liegen. Hat man einen Verdächtigen – zum Beispiel eine Waschmaschine – würde ich diese aus der Steckdose ziehen, anschließend den RCD erneut einschalten. Hilft das auch nicht – alle Geräte abstecken, Lichter ausschalten, erneut testen. Hat man es geschafft, dass der RCD nicht mehr auslöst schaltet man nacheinander die Geräte wieder ein bis eines den RCD zum Auslösen bringt.

Mehrpolige RCDs (Fehlerstromschutzschalter)

Da RCDs heute für fast alle Stromkreise vorschrift sind finden sich in Verteilungen meist 4-Polige RCDs die mehrere Stromkreise gleichzeitig schützen. Nun wäre es sehr aufwändig jedes Betriebsmittel in diesem Stromkreis abzustecken und zu testen. Also gehen wir wie folgt vor:

  1. Auch hier: Haben wir einen Verdächtigen wie Waschmaschine oder andere Geräte mit Heizelementen oder Wasser testen wir erst ob diese die Ursache sind
  2. Sonst: Alle Sicherungen / LS-Schalter, die von diesem RCD versorgt werden schalten wir aus
  3. Nun sollte der RCD wieder eingeschaltet bleiben
  4. Anschließend schalten wir eine Sicherung nach der anderen wieder ein, bis der RCD bei einer davon auslöst
  5. Haben wir den schuldigen Stromkreis gefunden schalten wir den Stromkreis wieder ab und testen alle anderen Stromkreise weiter. Der Schuldige sollte nun gefunden sein
  6. Anschließend gehen wir wie beim zweipoligen RCD vor – wir suchen das Gerät, das Probleme macht in dem wir die Geräte vom Netz nehmen und nacheinander wieder in Betrieb nehmen.

Fehler tritt immer wieder auf

Löst ein RCD häufiger aus, wird es schon schwieriger die Ursache zu finden. Manche Geräte erzeugen nur in bestimmten Momenten oder nach einer gewissen Betriebszeit einen ausreichenden Fehlerstrom um einen RCD zur Auslösung zu bringen. Dann wird es schwer herauszufinden, welches Gerät den RCD nun zur Auslösung gebracht hat. Auch hier gilt: Mit Strom ist nicht zu Spaßen. Im Zweifelsfall lieber den Fachmann rufen, denn der RCD löst nicht ohne Grund aus. Auch wenn er sich wieder einschalten lässt und es damit vorübergehend getan ist, tritt ein Fehler regelmäßig auf sollte die Ursache vom Fachmann geklärt werden um Folgeschäden zu verhindern.

Fehler nicht auffindbar?

Lässt sich der Fehler auch mit dem Ausschalten / Abziehen aller Geräte nicht finden sollte ein Fachmann beauftragt werden. Möglicherweise ist ein Kabel defekt, eine Klemme verschmort oder gelöst oder ein noch komplexeres Problem die Ursache. Hier sind Fachkenntnisse und Messgeräte gefragt.

Was macht der Fachmann?

Der Fachmann (Elektrofachkraft) wird sich ein Bild über die Anlage machen, wie alt sind die Bauteile, um was für einen RCD handelt es sich, sind offensichtliche Mängel vorhanden. Sinnvoll ist im Anschluss sämtliche Geräte im betroffenen Stromkreis vom Netz zu trennen und zu prüfen ob dies den Fehler behebt. Dann lassen sich die Geräte einzeln wieder einstecken und damit der Fehler eingrenzen. Hilft das nicht muss man weiter suchen.

Es ist dann möglich die Auslösezeit und den Auslösestrom des Fehlerstromschutzschalters mit einem geeigneten Messgerät zu prüfen. Diese müssen sich in vorgeschriebenen Werten bewegen.  Außerdem können mithilfe von Messgeräten Isolationsfehler, Leiterschlüsse und andere Fehler in der Anlage aufgespürt werden.

Stellt sich ein defektes Gerät als Ursache dar, kann eine Messung von Ableitströmen und anderen Werten am betroffenen Geräten aufschluss geben. Eine Elektrofachkraft wird den Fehler finden und beheben können. Meist sind es Kleinigkeiten, die einen RCD auslösen lassen, die sich sehr leicht beheben lassen.

Welche Arten von Fehlerstromschutzschaltern gibt es?

Fehlerstromschutzschalter lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterteilen. Dazu gehören beispielsweise folgende Unterscheidungsmerkmale:

  • Nennstrom (die maximale Strombelastbarkeit der Schaltkontakte.
    • Typische Werte sind 16A / 25A / 40A / 63A / 80A / 125A
  • Nennfehlerstrom: Der maximale Fehlerstrom, bei dem ein Fehlerstromschutzschalter auslösen muss. Er darf frühstens bei 50% seines Nennfehlerstromes auslösen. Spätestens jedoch bei erreichen des Nennfehlerstroms.
    • Typische Werte für den Bemessungsfehlerstrom sind 10mA, 30mA 100mA, 300mA oder 500mA. Für den Personenschutz und damit nach VDE 0100-410 für alle laienbedienbaren Steckdosenstromkreise sind jedoch maximal 30mA zulässig. Siehe hier.
  • Polzahl / Anzahl Kontakte: Fehlerstromschutzschalter gibt es in verschiedenen Baugrößen, z.b. 2-Polig (L+N) oder 4-Polig (L1-3 + N). Für einzelne Wechselstromkreise kommen zweipolige Fehlerstromschutzschalter oder FI/LS-Schalter zum Einsatz. Als Gruppen-Fehlerstromschutzschalter oder bei Drehstromkreisen kommen 4-Polige Fehlerstromschutzschalter zum Einsatz, die alle drei Außenleiter und den Neutralleiter gemeinsam abschalten.
  • RCD-Typ: Fehlerstromschutzschalter werden je nach Stromart in verschiedene Typen unterteilt.
    • Typ AC (erkennt nur Wechselfehlerströme und ist in Deutschland nicht zulässig)
    • Typ A (Standardtyp für Steckdosenstromkreise oder in Wohngebäuden. Dieser Typ wird bisher am häufigsten eingesetzt, wird in einigen Bereichen jedoch mittlerweile von Typ B oder F abgelöst)
    • Typ B
    • Typ B+
    • Typ F

Sinnvolle Aufteilung der Stromkreise auf Fehlerstromschutzschalter

Sowohl in kleinen Anlagen wie einer Wohnung als auch in größeren Projekte nwie einem Gewerbekomplex ist es nötig, die Endstromkreise auf mehrere Fehlerstromschutzschalter aufzuteilen. Dabei sollte auf eine möglichst sinnvolle aber zugleich wirtschaftliche Aufteilung der Stromkreise auf verschiedene RCDs geachtet werden. Dabei gibt es immer weider Diskussionen wie viel nötig und wie viel sinnvoll ist. Fakt ist: Ein Fehler in einem Stromkreis darf nicht zum Ausfall der gesamten Anlage führen. Das bedeutet: Es muss mindestens zwei RCDs in einer Anlage (z.b. pro Stromkreisverteiler) geben. So kann bei einem Fehler in einem Endstromkreis nicht die ganze Anlage ausfallen.

Es sollte hierbei aber nicht pauschal auf zwie RCDs gesetzt sondern eine sinnvolle Aufteilung vorgenommen werden. Dabei steht man zuerst vor der Frage ob Gruppen-RCDs oder FI/LS-Kombinationen. Hier wird insbesondere die Kostenfrage zum Thema, da man pro Stromkreis einen FI/LS bräuchte und diese sehr teuer sind.

Hier mal ein Beispiel einer sinnvollen Aufteilung für einen normalen Wohnungs-Stromkreisverteiler:

  1. RCD1 (Gruppen-RCD 4-Polig, / 63A / 30mA)
    1. Schlafzimmer
    2. Wohnzimmer
    3. Arbeitszimmer
    4. Abstellraum
    5. Flur
  2. RCD 2 (Gruppen RCD 4-Polig / 63A / 30mA)
    1. Elektroherd
    2. Küche allgemein
    3. Küche Arbeitssteckdosen
    4. Spülmaschine
  3. FI/LS 1: Badezimmer
  4. FI/LS 2: Kühl-/Gefrierschrank

FI/LS-Kombinationen setze ich bewusst dort ein, wo eine erhöhte Ausfallsicherheit wichtig ist. Außerdem in Bereichen, in denen vermehrt mit Auslösungen zu rechnen ist und man deshalb eine Trennung von anderen Stromkreisen gewährleisten möchte. Wer möchte schon, dass man im Arbeitszimmer plötzlich einen Stromausfall in einem Meeting hat weil es im Garten zu einem Feuchtigkeitsproblem gekommen ist?

Bei Stromkreisen für Heizung und Kühl- und Gefriergeräten sind FI/LS Kombinationen ebenfalls sehr sinnvoll. Auch hier möchte man nicht, dass die Auslösung eines Stromkreises diese Geräte mit ausfallen lässt. Insbesondere bei Abwesenheit im Urlaub kann dies sehr fatal sein.

In meinen Augen sollte man es aber auch nicht übertreiben. In einer privaten Wohnung ist es nach meiner Erfahrung nicht nötig jeden Stromkreis mit einem FI/LS-Kombischalter auszustatten. Das erhöht unnötig die Kosten und hat in meinen Augen keinen großen Zusatznutzen. Hier treten meist sowieso nur wenige Ausfälle auf. Ich habe in unserem Altbau in vielen Jahren keine einzige RCD-Auslösung erlebt, obwohl hier das gesamte Haus noch an einem Gruppen-RCD hängt.  Es ist also immer wichtig zwischen Wirtschaftlichkeit und Nutzen abzuwiegen.

Weitere Informationen

Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere hilfreiche und interessante Informationen rund um das Thema Fehlerstromschutzschalter / RCD.

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4 Kommentare

  1. Ich bin nachts aufgewacht, weil plötzlich die Dunstabzugshaube am laufen war. Da habe ich so ein bisschen hinten am Gehäuse gedrückt und schwupps war das ganze Haus dunkel. Ein FI für das ganze Haus ist echt eine doofe Idee. Bei unserem neuen Etagenverteiler werde ich zumindest die Leuchtmittel extra absichern.

    1. Hier sollte dringend mal ein Fachmann prüfen, was mit der Dunstabzugshaube nicht stimmt. Da der RCD ausgelöst hat wird auf jeden Fall irgendwo ein Erdschluss vorliegen. Davon abgesehen: Das ganze Haus an einem einzigen FI/RCD abzusichern ist nicht nur eine „doofe Idee“ sondern auch nicht normgerecht. Ein Fehler in einem Teil der Anlage (hier die Dunstabzugshaube) darf niemals zum Ausfall der gesamten Anlage führen. Man sollte die Stromkreise immer auf mehrere Fehlerstromschutzschalter aufteilen, ich teile zum Beispiel gerne so auf, dass Licht und Steckdosen eines Raumes über zwei RCDs laufen. Also beispielsweise so:
      RCD 1:
      – Licht Raum A
      – Steckdosen Raum B

      RCD 2:
      – Licht Raum B
      – Steckdosen Raum A

      Löst ein RCD in einem Raum aus weil z.B. ein Gerät einen Fehler hat, dann hat man zumindest noch Licht und steht nicht im dunkeln. Auch lege ich ja nach Größe der Anlage (Wohnung oder Haus) das Licht im Bereich des Sicherungskastens auf einen seperaten FI bzw- FI/LS, damit hier das Licht wirklich nur ausfällt, wenn dieses selbst einen Fehler hat, bei anderen Problemen man aber zumindest nicht im dunkeln steht.

  2. Super erklärt, hat mir sehr geholfen, da in unserem Haus ein FI Schalter für das ganze Einfamilienhaus über 3 Etagen verbaut ist. Dank dieser Anleitung wusste ich wie der Fehler schnell auf eine Sicherung einzugrenzen war. Danke!

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