Alles was du zur Netzwerkverkabelung im Hausbau wissen musst
In der heutigen Zeit ist eine zuverlässige digitale Kommunikation wichtiger denn je. Ob für das Homeoffice, Streamingdienste oder Smart-Home-Anwendungen – eine durchdachte Infrastruktur sorgt für eine stabile und schnelle Datenverbindung. In diesem Artikel werden die Grundlagen der Netzwerkverkabelung erklärt. Außerdem erfährst du Grundlagen der Planung, Kabeltypen, der eingesetzten Hardware und der Netzwerk-Topologie.
1. Warum eine gute Netzwerkverkabelung wichtig ist
Vernetzte und Internetfähige Geräte sind aus unserem Leben und unserem Zuhause nicht mehr wegzudenken. Zuhause ist man ohne eine stabile Internet- und Netzwerkverbindung oft aufgeschmissen. Drahtlose Technologien wie WLAN sind zwar praktisch, stoßen jedoch oft an ihre Grenzen, insbesondere wenn viele Geräte gleichzeitig genutzt werden oder eine hohe Datenrate erforderlich ist. Auch ist die Störanfälligkeit durch äußere Einflüsse häufig ein Problem.
Eine kabelgebundene Netzwerkinfrastruktur bietet hingegen:
- Höhere Geschwindigkeit: Ethernet-Kabel bieten Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s oder mehr, je nach Kabeltyp.
- Stabilität: Kein Datenverlust durch Interferenzen, wie es bei WLAN der Fall sein kann. Eine Betondecke oder auch massive Holzmöbel können den W-LAN Empfang bereits empfindlich stören.
- Sicherheit: Auch wenn W-LAN Verbindungen dank moderner Verschlüsselungsmethoden heute sehr sicher sind, ist eine kabelgebundene Verbindung deutlich sicherer.
2. Planung der Netzwerkverkabelung
Bevor eine Netzwerkverkabelung durchgeführt wird, sollte eine sorgfältige Planung erfolgen, idealerweise schon in der Bauphase des Hauses. Nichts ist ärgerlicher als im Nachhinein zu merken, dass man an der falschen Stelle gespart oder einen Anschluss an einer wichtigen Stelle vergessen hat. Bei der Planung einer Netzwerkinstallation sind folgende Punkte zu beachten:
2.1 Bedarfsermittlung
- Wie viele Geräte?: Berücksichtige alle Geräte, die eine kabelgebundene Verbindung benötigen, wie PCs, Fernseher, Spielekonsolen oder Smart-Home-Hubs. Bedenke dabei auch Zubehör und Peripherie. Neben dem Fernseher hat man häufig Receiver, Aufnahmegeräte oder DVD-Player, welche heute ebenfalls netzwerkfähig sind.
- Standorte der Anschlüsse: Plane in jedem Raum mindestens eine Netzwerkdose ein. Ich rate immer dazu ausnahmslos Duplex-Dosen und damit jeweils zwei Anschlüsse pro Dose installieren. In Wohn- und Arbeitszimmern sind oft mehrere Anschlüsse sinnvoll. Haben ist besser als brauchen sollte hier der Leitsatz sein.
2.2 Zentrale Komponente: Der Technikraum
Ein zentraler Technikraum ist der ideale Ort, um Router, Switches oder Patchfelder zu platzieren. Von hier aus sollten alle Netzwerkleitungen sternförmig zu den einzelnen Dosen in den Räumen verlegt werden. Bei der Installation bietet sich ein kleiner Serverschrank an. Alternativ sind aber auch Multimediaverteiler oder einfach eine Installation an der Wand möglich.
2.3 Zukunftssicherheit
Plane immer mit Blick auf die Zukunft. Investiere in hochwertige Kabel und Komponenten, die auch in 10 Jahren noch den Anforderungen gerecht werden. Verlege Netzwerkleitungen grundsätzlich in Leerohr um diese auch in vielen Jahren noch austauschen zu können. Spare nicht am Kabel! Häufig sehe ich Installationen mit billigem Cat5e Patchkabel. Nutze für die feste Verlegung immer mindestens Cat6a Verlegeleitung!
3. Topologie: Das Herzstück der Netzwerkplanung
Die Topologie beschreibt die Struktur eines Netzwerkes. Im Hausbau wird meist die Stern-Topologie verwendet:
- Stern-Topologie: Jedes Gerät ist über ein eigenes Kabel direkt mit dem zentralen Verteiler (Patchfeld/Switch) verbunden. Vorteile: Hohe Stabilität und einfache Fehlersuche.
Andere Topologien wie Ring- oder Bus-Topologien spielen im Hausbau keine Rolle, da sie veraltet oder weniger effizient sind.
4. Netzwerkleitung: Welcher Leitungstyp ist der Richtige?
Die Wahl des richtigen Leitungstyps ist ein entscheidender Faktor für die Leistung und Zukunftssicherheit. Für Netzwerkleitungen werden Twisted-Pair-Leitung eingesetzt. Diese Bezeichnung beruht auf ihrer verdrillten Adernpaare bzw. verdrillten Doppeladern. Twistet-Pair (TP)-Leitungen sowie Einzelkomponenten werden nach ihrer Leistungsfähigkeit in Kategorien eingeteilt. Die gesamte Netzwerkstrecke inkl. Leitung, Dosen und Stecker in Klassen. Hier die wichtigsten Kategorien für Netzwerkkomponenten, auch Cat. abgekürzt:
4.1 Cat 5/5e
- Übertragungsrate: Bis zu 100Mbit bzw. 1 Gbit/s (Cat5e)
- Einsatz: Für einfache Anwendungen ausreichend, jedoch veraltet.
- Bei älteren Installationen (insbesondere älter als 2002) ist meist nur Cat5 anzutreffen und damit keine Gigabitfähigkeit gewährleistet.
4.2 Cat 6
- Übertragungsrate: Bis zu 10 Gbit/s (bei Längen bis zu 55 m)
- Einsatz: Gute Wahl für die meisten Anwendungen, jedoch ist die limitierte Leitungslänge zu beachten. Bei größeren Längen sinkt die Übertragungsrate.
4.3 Cat 6a
- Übertragungsrate: Bis zu 10 Gbit/s (auch bei größeren Längen)
- Einsatz: Ideal für eine zukunftssichere Installation, heute Standard in der Gebäudeinstallation sowohl im privaten als auch professionellen Einsatz.
4.4 Cat 7 und Cat 8
- Übertragungsrate: Bis zu 40 Gbit/s (Cat 7) bzw. 25-40 Gbit/s (Cat 8)
- Einsatz: Für High-End-Anwendungen oder Servernetzwerke geeignet.
- Zu beachten ist, dass diese Kategorien zwar bei Leitungen oft erfüllt und verkauft werden. Die übrigen komponenten entsprechen aber weiterhin nur Cat6a (Netzwerkdosen, Patchfelder etc.) weshalb die gesamte Übertragungsstrecke nur Cat6a entspricht.
- Für Cat7/8 sind spezielle Stecker nötig, diese haben sich bisher aber nicht durchgesetzt und werden wohl erst bei Geschwindigkeiten jenseits der 40GBit relevant. Dort kommt aber eher Glasfaser zum Einsatz. Merken solltest du dir: Wird dir eine Cat7/8 Leitung angeboten, wird diese mit den übrigen Komponenten maximal Cat6a erfüllen.
Abschirmung der Kabel
Abgeschirmte Kabel (z. B. S/FTP) sind in Haushalten sinnvoll, um Störungen durch andere elektrische Geräte zu vermeiden. Sie sind jedoch teurer und schwerer zu verlegen.
5. Netzwerkdosen: Anschlüsse für jeden Raum
Netzwerkdosen dienen als Schnittstelle zwischen Endgerät und Verlegeleitung. Überall wo später ein netzwerkfähiges Gerät genutzt werden soll, sind Netzwerkdosen einzuplanen. Ich würde immer zwei Leitungen pro Dose und ausschließlich Duplex-Dosen verwenden.
- Arbeitszimmer: Mindestens zwei Anschlüsse pro Arbeitsplatz. Überlege auch ob du netzwerkfähige Drucker und Netzwerkfestplatten einsetzen möchtest und plane hierfür ebenfalls Anschlüsse mit ein.
- Wohnzimmer: Plane Anschlüsse für Fernseher, Spielekonsole und Streaming-Geräte ein. Je nach Größe des Wohnzimmers kann es Sinn machen an zwei Raumseiten Anschlüsse vorzusehen – man weiß ja nie, ob der Raum einmal umgeräumt wird.
- Schlafzimmer: Auch hier sollte ein Anschluss für Smart-TV oder andere Geräte vorgesehen werden.
- Flur: Plane im Flur mindestens eine Duplexdose ein. Hier hat man häufig das Festnetztelefon stehen und kann dieses so mit der Netzwerkzentrale verbinden. Auch macht es häufig Sinn den W-LAN Access-Point/Router im Flur aufzustellen und dort über eine Netzwerkdose mit dem Patchfeld zu verbinden.
- Abstellraum: Ich plane grundsätzlich für jeden Abstellraum Netzwerkanschlüsse mit ein. Solche Räume eignen sich ideal zum Aufstellen von NAS, Routern, Smart-Home Zentralen oder anderer Technik.
Duplex-Dosen
Duplex-Dosen bieten zwei Anschlüsse pro Dose und sind ideal, um mehrere Geräte in einem Raum anzuschließen. Pro gesetzter Dose sind somit zwei Anschlüsse vorhanden. Wichtig ist, dass jeder Anschluss seine eigene Leitung und einen eigenen Anschluss am Switch benötigt.
6. Router, Switch und Patchfeld: Die zentrale Infrastruktur
6.1 Der Router
Der Router ist das Herz des Netzwerks und verbindet das Heimnetzwerk mit dem Internet. Router bieten heute eine Vielzahl von Funktionen. Sie vereinen Netzwerkanschlüsse, Telefonzentrale, DECT-Funktionen, Smart-Home Anwendungen, Netzwerkspeicher, Telefonfunktionen, Fax und viele weitere Funktionen.
6.2 Switch
Ein Switch erweitert die Anzahl der verfügbaren Netzwerkanschlüsse. In größeren Netzwerken ist ein leistungsfähiger Gigabit-Switch empfehlenswert. Der Switch verteilt die Datenpakete unter den verschiedenen Netzwerkanschlüssen.
6.3 Patchfeld
Bei der festen Verlegung kommen Netzwerkleitungen ohne Stecker zum Einsatz. Diese müssen an beiden Enden aufgelegt werden. Das Patchfeld dient dazu, die Verlegeleitungen an einem Zentralen Ort per LSA-Technik aufzulegen. Von dort werden die einzelnen Anschlüsse mit Patchkabeln auf den Switch verteilt. Das Patchfeld ermöglicht eine einfache Zuordnung und Umbauten, ohne die Verkabelung direkt zu verändern.
7. Installation der Kabel: Schritt für Schritt
7.1 Vorbereitung
- Gründliche Bedarfsanalyse
- Ausreichende Reserven einplanen und alle Eventuallitäten bedenken
- Verlegepläne erstellen
- Benötigtes Material beschaffen
- Netzwerkleitungen
- Netzwerkdosen Duplex
- Leerrohre min. M25
- LSA-Auflegewerkzeug
- Patchfeld
7.2 Kabelverlegung
- Die Netzwerkleitungen sollten nach DIN 18015 immer in Leerrohren oder Kabelkanälen verlegt werden
- Mindestabstand zu Stromleitungen einhalten
- Kabel nicht knicken oder zu stark biegen, beim Verlegen nicht zu sehr mechanisch beanspruchen und auf Beschädigungen achten
- Anstelle von Duplex-Leitungen können auch zwei Einzelleitungen verlegt werden, das ist häufig leichter
7.3 Anschlüsse
- Kabel an den Netzwerkdosen und am Patchfeld auflegen.
- Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten wie LSA-Technik, aber auch modulare Steckersysteme wie Keystone-Module
- Nach der Installation sollten Kabeltester verwendet werden, um eventuelle Verbindungsfehler zu finden.
8. Tipps für eine zukunftssichere Installation
- Reserve einplanen: Zusätzliche Kabel und Dosen einbauen, um späteren Bedarf abzudecken.
- Hochwertige Komponenten verwenden: Investiere in langlebige und leistungsfähige Kabel und Hardware.
- Professionelle Hilfe: Bei Unsicherheiten lohnt es sich, einen Fachmann zu konsultieren.
Fazit
Eine gut durchdachte Netzwerkverkabelung bildet die Grundlage für ein modernes und leistungsfähiges Zuhause. Mit der richtigen Planung und den passenden Komponenten kannst du ein stabiles, schnelles und zukunftssicheres Netzwerk schaffen, das allen Anforderungen gerecht wird. Die Investition in hochwertige Materialien und eine saubere Installation zahlt sich langfristig aus und sorgt für reibungslose Verbindungen – egal ob für Arbeit, Unterhaltung oder Smart-Home-Anwendungen.
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