Ist ein Leitungsschutzschalter dafür geeignet die Beleuchtung im normalen Betrieb ein- und auszuschalten? Diese Frage taucht immer wieder auf und führt genauso wie die Unterscheidung zwischen Trennen und Schalten häufig zu Diskussionen. Gehen wir hier der Frage nach, was betriebsmäßiges Schalten überhaupt ist und ob ein Leitungsschutzschalter dafür geeignet ist.
Betriebsmäßiges Schalten: Definition
Betriebsmäßiges Schalten ist nach das Ein- und Ausschalten einer Anlage oder eines Anlagenteils im normalen Betrieb. Normaler Betrieb bedeutet in diesem Fall, es wird nicht aufgrund eines Fehlers oder einer Gefahr geschaltet. Für Stromkreise oder Betriebsmittel, für die ein betriebsmäßiges Schalten gefordert wird, ist nach DIN VDE 0100-460 ein Schalter zum betriebsmäßigen Schalten vorzusehen. Beispiele hierfür wären Beleuchtungsstromkreise, Maschinen oder ein Rolltor.
Beim betriebsmäßigen Schalten müssen nicht alle aktiven Leiter geschaltet werden. Nach DIN VDE 0100-460 Abschnitt 463.1.2 ist es nicht zulässig den Neutralleiter einpolig zu schalten. PE- und PEN-Leiter dürfen ebenfalls weder Vorrichtungen zum Trennen noch zum Schalten haben.
Neben geeigneten Schaltern können auch Steckvorrichtungen wie Schuko- oder CEE-Stecker mit einem Bemessungsstrom bis 16A für das betriebsmäßige Schalten verwendet werden.
Schaltgeräte für betriebsmäßiges Schalten
Für betriebsmäßiges Schalten gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Schaltgeräte für betriebsmäßßiges Schalten müssen immer auf die härteste, zu erwartende Beanspruchung ausgelegt sein. Entscheidend ist hier insbesondere die Art der zu schaltenden Betriebsmitel (beispielsweise Beleuchtung, Motoren, Heizung). Für betriebsmäßiges Schalten müssen Schaltgeräte nicht über eine Trennstrecke verfügen.
Beispiele für Schaltgeräte
- Lichtschalter
- Halbleiter-Schaltgeräte
- Hauptschalter
- Schlüsselschalter
- Drucktaster
- Motorstarter
- Schütze und Relais
- Steckvorrichtungen bis 16A
Leitungsschutzschalter oder RCD zum betriebsmäßigen Schalten nutzen?
Häufig werden Leitungsschutzschalter zum Ein- oder Ausschalten von Stromkreisen eingesetzt. Nach DIN VDE 0100-530 dürfen Schutzeinrichtungen wie Sicherungen, Trennschalter und AFDDs (Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen) nicht zum betriebsmäßigen Schalten genutzt werden.
In Bezug auf Leitungsschutzschalter und RCDs enthält diese Norm lediglich die Empfehlung, Leitungsschutzschalter und RCDs nicht zum häufigen betriebsmäßigen Schalten vorzusehen. Allerdings heißt es weiter: Werden sie als Schutzeinrichtung z.b. nach VDE 0100-410 verwendet (was so ziemlich immer der Fall sein dürfte), dürfen auch LS und RCD nicht für betriebsmäßiges Schalten genutzt werden. Das Schalten zwecks Prüfung, Wartung oder Instandhaltung ist hiervon ausgenommen.
Fazit: Leitungsschutzschalter und RCD sind nicht für betriebsmäßiges Schalten geeignet
Diese Frage zeigt wieder, wo die Fallstricke in der richtigen Anwendung von Normen liegen. Auch wenn die VDE in Bezug auf Leitungsschutzschalter und RCDs nur eine Empfehlung ausspricht, diese nicht für das betriebsmäßige Schalten einzusetzen. So wird diese Empfehlung quasi wieder aufgehoben, da dies nur zulässig ist, wenn sie nicht zeitgleich als Schutzeinrichtung dienen. Es wird in der Realität wohl nicht vorkommen, dass man einen Leitungsschutzschalter oder RCD ausschließlich als Schalter vorsieht. Diese erfüllen in der Regel immer auch eine Schutzfunktion und sind daher nicht zum betriebsmäßigen Schalten zu nutzen.
Weitere Informationen / Quellen
- VDE 0100 und die Praxis: Wegweiser für Elektrofachkräfte*
- DIN VDE 0100-410
- DIN VDE 0100-460
- DIN VDE 0100-530
- Neutralleiter
- Kiefer, Gerhard(Autor)
